Tempus fugit. Die Zeit rast. Wer rastet, rostet. Wer bremst, verliert. Allerdings ist es tatsächlich gut, manchmal anzuhalten und etwas ganz anderes zu machen als wir normalerweise tun, heute trinke ich mal Tee statt Kaffee, damit ich mich auf den Kaffee morgen freuen kann, heute dusche ich kalt (war nur Spaß! bin ich irre?), höre klassische Musik… und bin letztens ins Sprengel Museum (benannt nach Bernhard Sprengel, dem ehemaligen Inhaber der Schokoladenfabrik Sprengel, die heute aber Stollwerck gehört) gegangen. Ich hatte Glück und bin in eine Führung geraten von einem der Kuratoren, unfassbar smart aussehender Mann, unglaublich gebildet … sein Enthusiasmus hatte aber auch seine komischen Seiten: Er stand vor einem Bild, wo er ein Bild von Picasso und Beckmann verglich, ich als Kunstbanause hätte nicht einmal EIN Bild von Beckmann nennen können, dabei hat er so tolle Bilder gemalt wie „Großes Varietee mit Zauberer und Tänzerin“:

Zauberer Timothy Trust neben Maler Max Beckmann

Zauberer Timothy Trust neben Maler Max Beckmann

Dabei hatte Beckmann offensichtlich eine große Bewunderung gegenüber dem Zirkus, er war wohl oft im Zirkus Schumann, das war ein Riesengebäude mit 4.800 Sitzplätzen gegenüber dem Hauptbahnhof Frankfurt. Oder aber er war im Zirkus Renz in Berlin, der auch irgendwann von Schumann übernommen wurde und bis zu 5.600 ZuschauerInnen fasste. Echt GROSSES Varietee.

Der Kurator schaute während der Führung die ganze Zeit mich an, so als ob er mich kennen würde, so dass ich nach der Führung zu ihm hingegangen bin um ihm beiläufig zum tollen Vortrag zu gratulieren. Er sagte im Vorübergehen danke und lief davon. Er kannte mich eher nicht. Jedenfalls war sein Vortrag wirklich super interessant, seine Begeisterung sprach aus seinen Worten, er sagte zum Beispiel bei fast jedem Bild: Wenn es ein Bild gibt, das als „DER“ Beckmann gilt, dann ist es das hier. So stand der verlorene Sohn („DER“ Beckmann!) neben Venus und Amor… Der Kurator hatte sich versprochen und sagte Cupido und Amor und die Gäste haben erst nicht protestiert, aber alle haben sich gewundert, wer jetzt Cupido und wer Amor ist, denn die eine Gestalt ist ganz klar eine Frau gewesen, und die andere nicht. Aber bei Kunst hat vielleicht jeder und jede, die nicht Kunst studiert hat, erst einmal Ehrfurcht und lässt sich alles erzählen und wartet erst einmal mit Widerspruch eine Weile ab. Der Kurator hat mich auch kurz zum Lachen gebracht, denn er hat eine Kunstpause gemacht, die mich fast hat explodieren lassen. Er sagte: Und jetzt schauen Sie sich mal dieses Gesicht an! Und er deutete auf das Gesicht der Venus von Picasso und wenn Du das Bild kennst oder dir ansiehst, dann weisst Du, das ist kein schönes Gesicht. Alles ist verschoben, sie hat eine RIESIGE Nase und einen nicht existenten Hinterkopf, also wenn ich die Muse gewesen wäre, ich hätte ihm was gehustet, diesem Picasso. Aber seine Musen waren ihm im Gegenteil sehr sehr zugetan, zwei Frauen haben sich seinetwegen umgebracht, mindestens eine ist nach ihm Einsiedlerin geworden. Sein Umgang mit Frauen war recht intrumentell möchte ich sagen. Sie waren nur solange interessant für ihn, wie sie ihn zur Arbeit inspiriert haben. Er lebte gleichzeitig das aus, was der schüchterne Max Beckmann nie war: Der Frauenmagnet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Beckmann seine Frauen auch malerisch nicht so kaputt machte wie Picasso.

Ich habe hier nicht vor, den Kunstexperten zu spielen, der ich nicht bin, aber ich bin auch über eine weitere Künstlerin gestolpert, die in meinem Leben bisher keine Rolle gespielt hat: Yoko Ono. Sie war unter anderem Frau von John Lennon, aber eben nur unter anderem. Eigentlich war sie die Inspiration für John Lennon und nicht umgekehrt. Natürlich wurde sie damals als Frau beschuldigt, an der Trennung von den Beatles schuld zu sein und dafür hätte sie meiner Ansicht nach einen Preis verdient :—))))) Aber sie war nicht schuld daran, denn John war ja kein Neutrum, sondern ein erwachsener Mann, der selber wusste, was er wollte. Aber die Misogynie ist zeitlos.

Jedenfalls ist sie jetzt mit einer Ausstellung in der Tate Modern London zu sehen, endlich! Mit 91 Jahren. Unter anderem sitzt sie da in einem „Half Room“, alles ist halb, das sieht sehr lustig aus.

Ich werde auch mal wieder was wagen müssen glaube ich, damit ich ganz im Sinne Picassos nur das auf morgen verschiebe, ohne das getan zu haben ich sterben könnte. Schwieriger Satz. Ich werde heute die Gäste singen lassen:

Du hast nie gelernt dich zu artikuliieren, und deine Eltern hatten niemals für dich zeit oh oh oh…. A******!

Tierwelt: In Kenia müssen Löwen ihre Jagd umstellen wegen einer Ameise!

Lieder:

be my Yoko Ono bare naked ladies

yiruma kiss the rain, denn Nam June Paik war unerträglich.