Anläßlich meines Aufenthaltes hier in Leipzig habe ich die Biographie von Nate Leipzig übersetzt, einem großartigen Zauberer aus Detroit:

Leipzig selbst sagt: “ Es gab drei bestimmte Interessengebiete in unserer Familie: Zeichnen, Musik und Zauberei.“ Nate Leipzig, (Nathan Leipziger) wurde 1873 in Stockholm, Schweden geboren. Er war das drittjüngste einer Familie von acht Kindern. Während die anderen Kinder erfolgreiche und berühmte Künstler und Musiker (besonders am Klavier und der Violine) wurden, war Nate der einzige, der sich der Magie ernsthaft annahm und schließlich führte seine Wahl ihn zu den gleichen Erfolgen wie seine Brüder und Schwestern. Dai Vernon traf Leipzig erstmals im frühen 20.Jahrhundert in New York City. Sie wurden gute Freunde und Vernon pries seine Talente gegenüber allen, die es hören wollten. Schließlich gab Leipzig Vernon die Erlaubnis einiges von seinen Griffen und seiner Magie im Buch „Vernon on Leipzig“ aufzunehmen, welches als Pflichtlektüre für ernsthafte angehende Zauberkünstler gilt.

Natan bewegte sich während seiner Jugend in den Auftrittskreisen Detroits. Er war schon in seinem jungen Alter ein geschickter Vorführer und kam so zu Auftritten in Theatern und Clubs. Er schien nie Geld gehabt zu haben; er hat sich offenbar seine Zauberausrüstung von einem Laienzauberer geborgt, den er aus jungen Jahren kannte. Die Ausrüstung mag geborgt gewesen sein, aber die zugehörigen Fähigkeiten der Leipzig-Familie waren in seinen Adern. Er war ein geborener Unterhalter und seine Fähigkeiten als Zauberkünstler zeigten sich schnell. Selbst als ein Kind nutzte er stets jeden gesellschaftlichen Anlass für einen Zauberauftritt. Er war gut, aber er war nicht großartig. Noch nicht. Nate war von seiner Meisterschaft in Sachen Magie noch weit entfernt. Seine Darbietung war manchmal ungeschliffen, er machte viele Fehler und Probleme schienen zur Regel zu werden. Während seine Bühnenpräsenz nicht zu bestreiten war, war seine technische Fähigkeit noch amateurhaft. Die meisten seiner Effekte waren Selbstgänger. Nicht viel Fingerfertigkeit, meistens Apparatemagie. Dieses änderte sich für Nate, nachdem er Aufführungen anderer Magier in einem lokalen Theater gesehen hatte. Nate sah Manipulationen und Effekte, die ihn schlichtweg umwarfen. Er konnte einfach nicht mehr aufhören, an die gesehenen Griff und Routinen zu denken. Aber mehr als das – Nate fingen an, sich Lösungen zu den gesehenen Effekten auszudenken. Sein Wissen über Tricktechnik war zu dieser Zeit nicht sehr profund, aber das änderte sich schnell, als der Vorarbeiter eines Optikergeschäftes ihm sein erstes magisches Buch gab, das sich mit Fingerfertigkeit und Kartenmanipulationen beschäftigte. Dieses war das fehlende Stück, das Nate gesucht hatte und er verschlang das Material förmlich. Er studierte stundenlang und täglich.
Schließlich, nach harter Arbeit an seinen Effekten, fing er an, seine eigenen Griffe und Effekte zu erfinden. „Nachdem ich die Erklärung der Basisgriffe gelesen und nachdem ich sie mir erarbeitet hatte (wobei mich die Kartentricks am meisten interessierten), wurde mir bewusst, dass jeder, der solch ein Buch gelesen hatte, allem was ich tat leicht folgen könnte. Also arbeitete ich hart daran, neue und originelle Methoden zu erfinden und nach großen Anstrengungen erreichte ich dieses Ziel. Darauf allein gründe ich meinen Erfolg, zumal meine Methoden jahrelang unbekannt blieben und ich in der Lage war, die Magier sowie auch die Öffentlichkeit zu täuschen. Tatsächlich viele Jahre später, als ich ein Profizauberer geworden war, nannten mich meine Künstlerkollegen häufig DEN Zauberer.“
Anfang des 20.Jahrhunderts war Nate vielen Legenden der Zeit bekannt. Und dies obwohl er immer noch in Detroit wohnte und kaum die Stadt verließ.
Zauberkünstler bis nach Europa sprachen über sein Talent und seine Fähigkeiten. Wegen seines Renommees im magischen Untergrund hatte Nate einen sehr offenen Zugang zu den großen Zauberern, wenn sie in seiner Stadt spielten, und sie fanden den jungen Mann charmant und kenntnisreich. Resultierend aus diesem Offenheit und seinem offensichtlichen Wissen über die Zauberkunst gaben viele der großen Magier bestimmte Effekte an ihn weiter.

Er verwandte dieses Wissen und die Ideen der anderen um seine eigenen Originaleffekte hervorzubringen und daraus noch stärkere Zaubereffekte zu schaffen. Thurston, Kellar, Downs und andere gaben ihm eine Ausbildung, die Bücher allein nie hätten geben können, und er machte das Beste daraus. In einigen Fällen wurden diese prominenten Zauberer lebenslange Freunde, die Nate und seine Talente bewunderten und respektierten.

Obgleich Nate zu diesem Zeitpunkt bereits recht bekannt war, glaubte er, dass er Detroit verlassen musste, um seinen Erfolg zu fördern. Als Hälfte einer Vaudeville-Show reiste Nate, gegen den Wunsch seiner Familie nach New York City. In New York traf Nate viele anderen Magier. Schließlich trennte sich der Cast und Nate entschied sich ein erfolgreicher Magier zu werden solo zu arbeiten. Es war eine harte Zeit für Nate; obgleich er jetzt mit den Aspekten der Magie gut vertraut war, meisterte er nicht alle Nuancen des Showbusinesses. Er kämpfte stark und versuchte, ins Showgeschäft einzusteigen, an dem ihm so viel lag.
Dank einer Bekanntschaft wurde Nate eingeladen an einer Party aufzutreten, die ohne sein Wissen von Showagenten mit guten Kontakten besucht war. Nach seiner meisterhafte Zauberperformance auf der Party fing Nate an, regelmäßig gut bezahlte Showengagements zu erhalten. Er war auf seinem Weg.
Nate war glücklich auf Privatparties aufzutreten. Das Geld war gut, die Arbeit stetig und sein Renommee wuchs. Dennoch fing Nate an, am Varietézirkus teilzunehmen, nachdem er für einen Freund eingesprungen war. Ihn einen Erfolg zu nennen wäre eine Untertreibung. Mit seinem königlichen Auftreten und seiner kontinentalen, feinzügigen Bühnenpräsenz und seinem einwandfreien Benehmen während und nach der Show, war Leipzig eine Sensation. Er war solch ein Erfolg, dass er, als die Varietésaison zuende ging, sofort nach Übersee zu Engagements in Europa reiste und dort vor Königshäusern und anderen hochrangigen Persönlichkeiten auftrat.

Leipzig unterschied sich damals von anderen seiner Zeit indem er sich auf die Unterhaltung seines Publikums konzentrierte. Sein Erfolg, in nicht geringem Masse hervorgerufen durch seinen Erfindungsgeist, wurde noch gesteigert durch seine leichten Präsentationen und seiner Anmut. Er war einer der ersten, die bloße Tricks zu wahren Wundern erhoben. Durch natürliche Bewegungen während komplizierter Trickhandlungen schien Leipzig mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit zu zaubern. Er hinterließ seine Spur in der Welt der Magie. Wie Vernon zu sagen pflegte: „Es wird nie wieder einen geben wie ihn.“