Bei einem meiner letzten Gala-Auftritte ausserhalb von Palazzo wurde mir bei unserem Gedankenlese-Auftritt ein Hörgerät gereicht. Julie bestimmte den Gegenstand genau und ich fragte den Besitzer, ob die Aussage von Julie stimme. Er (offensichtlich ohne Hörgerät im Ohr) fragte zurück: „Was haben Sie gesagt?“ Ich musste sehr lachen und alle anderen Zuschauer auch. Übrigens: VOR dieser Zaubershow wurde ich von dem Veranstalter voller Enthusiasmus begrüßt – Trinkgeld inklusive! Da hat man doch gleich doppelt so viel Lust, aufzutreten! Meist muss man ja mit seinem Auftritt nicht nur das Publikum, sondern vor allem auch noch seinen eigenen Auftraggeber überzeugen; dabei sollte dieser doch eigentlich eher unterstützen, finde ich. Nun ja. Nach dem Auftritt sind ja immer alle glücklich und man möchte nicht mehr über das „Vorher“ sprechen.
Übrigens ist heute der Geburtstag von Horace Goldin! Dieser Zauberkünstler aus der Zeit der Jahrhundertwende ist schuld daran, das wir Zauberer ständig von männlichen Zuschauern gefragt werden, ob wir nicht ihre Ehefrau zersägen könnten. Hier seine Biografie (von mir übersetzt aus Wikipedia):
Horace Goldin (17. Dezember 1873 – 22 April 1939) war ein Bühnen-Zauberer, der für seine blitzschnelle Art der Präsentation und mit seinen Versionen der Zersägten Jungfrau bekannt wurde.
Goldin war polnischer Abstammung und wurde als Hyman Elias Goldstein in Vilnius geboren, das damals Teil von Russland war und heute die Hauptstadt von Litauen. Ein Unfall in seiner Jugend verlieh ihm einen Sprachfehler. Als er 16 Jahre alt war emigrierte seine Familie in die Vereinigten Staaten von Amerika und liess sich in Nashville, Tennessee nieder. Trotz seinem starken Akzent und seinem Sprachfehler gelang es dem jungen Goldstein, seinen Lebensunterhalt als Verkäufer zu bestreiten.
Seine Bühnenkarriere begann mit einem Praktikum auf der Tournee des Schaustellers Adolph Veidt, der ihn auch dahingehend beeinflußte, den Künstlernamen Horace Goldin anzunehmen. Goldin begann um 1894, Zaubereien und Comedy zu kombinieren und bezeichnete sich selbst bald als „Der humorvolle Taschenspieler“. Inspiriert durch den deutsch-stämmigen Zauberer Imro Fox (1862-1910) nahm Goldin einen sehr behenden Präsentationsstil an, zeigte eine „sprachlose“ Illusion nach der anderen und wurde als „The Whirlwind Whizzard“ („Der Wirbelwind Zauberer“ bezeichnet. Als solcher tourte er erfolreich durch die Vereinigten Staaten. Im Jahre 1901 ging er nach London für Shows am „Palace Theatre“. Durch seine Erfolge durfte er im November 1902 sogar eine private Show für König Edward VII und weitere königlichen Gäste in Sandringham zeigen. Im Jahr 1915 machte er sich auf eine lange Tour durch den Fernen Osten, allerdings endete diese in einer Katastrophe im Jahre 1918, als ein Boot mit seiner gesamten Ausrüstung in Lahaina, Hawaii sank. Da Goldin den Banken mistraute, führte er stets sein gesamtes Geld mit sich, das ebenfalls auf den Meeresgrund wanderte. So wurde er zur Rückkehr gezwungen.
Goldin wird oft mit der Erfindung der Illusion „Die zersägte Jungfrau“ in Verbindung gebracht; die erste öffentliche Präsentation dieser Art von Illusion geht jedoch auf den britischen Magier PT Selbit im Jahr 1921 zurück. Goldin präsentierte seine eigene Version des Tricks nur einige Monate später.
Obwohl er nicht der Erfinder der Illusion war, zog er gegen alle Zauberkollegen, die eine „Zersägte Jungfrau“ vorführten, vor Gericht – und gewann sogar den Prozess gegen den Erfinder Selbit persönlich! Er verschaffte sich ein Patent auf die „Zersägte Jungfrau“; was jedoch nicht verhindern konnte, dass die Firma R.J. Reynolds Tobacco Company, die Hersteller der „Camel cigarettes“, mit der Erklärung der Funktionsweise der Sägeillusion warb.
In seinen späteren Jahren wurde Goldin britischer Staatsbürger. Er starb am 21 August 1939 nach einer Show auf dem Wood Green Empire Theatre in London. Einundzwanzig Jahre zuvor war an diesem Ort ein Zauberer namens Chung Ling Soo getötet worden – beim Versuch, eine Pistolenkugel aufzufangen. Goldin führte zwar den gleichen Trick erfolgreich vor, starb aber danach im Schlaf.