Mein Freund & Kollege Bernhard vom Duo „Die Kavaliere“ hat mich auf ein Gedicht von Frank Wedekind gebracht, dass ich sehr amüsant finde:

Tingel-Tangel

Trauert nicht, ihr Völkerscharen,
Ob der schweren Zeit der Not.
Packt das Leben bei den Haaren.
Morgen ist schon mancher tot.
Küssen, um geküßt zu werden,
Lieben, um geliebt zu sein,
Gibt’s ein schöner Los auf Erden
Für ein artig Mägdelein?

Ja, die Liebe ist mein Credo,
Meines Lebens Inbegriff,
Und so werd‘ ich zum Torpedo,
Ach, für manches Panzerschiff.

Ach, mir ist zumut, als stünde
Mir geschrieben im Gesicht:
Eine grauenvollre Sünde
Als die Tugend gibt es nicht!

Fürchte nichts, mein süßer Schlingel;
In der schweren Not der Zeit
Freut der Mensch sich nur im Tingel-
Tangel seiner Menschlichkeit.

Bei dem allgemeinen Mangel
Idealer Seelenglut
Trefft ihr nur im Tingel-Tangel,
Was das Herz erheben tut.

Saht ihr einen süßren Engel
Je zu eurem Zeitvertreib
Als ein hübsches Tangel-Tengel-
Tingel-Tongel-Tungel-Weib?

Tuben schmettern, Pauken dröhnen,
Schrille Pfeifen gellen drein,
Spenden dem Gesang der Schönen
Ihre Jubel-Melodein.

Wie die Sturmflut, unermüdlich,
Tönt des Konterbaß Gebrumm;
Und die Schöne lächelt friedlich
Nieder auf das Publikum.

Ach, da werden wider Willen
Aller Augen patschenaß,
Kneifer türmen sich auf Brillen,
Und davor das Opernglas.

Trommelwirbel und Geklingel!
Lauter dröhnt der Pauken Ton;
Und im Taumel tanzt die Tingel-
Tangel-Tänzerin davon.

Und nun schwillt das dumpfe Gröhlen
Zum Radau bei Alt und Jung,
Und aus tausend Männerkehlen
Wälzt sich die Begeisterung.

Doch das Mädchen ist entschwunden,
Hat sich auch vielleicht derweil
Schon mit Schnüren losgebunden
Ihrer Reize größten Teil.

Lang noch hallen tiefgestöhnte
Liebesklagen ringsumher;
Doch umsonst, das heißersehnte
Mädchen kokettiert nicht mehr.

——

schön, nicht?

Nach längerer Suche sitze ich nunmehr in einem perfekten Szene-Cafe im Nauwieser Viertel in Saarbrücken. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich endlich einen Ort zum Wohlfühlen gefunden habe! Es handelt sich um das „Esszimmer“ in der Nauwieser Strasse 13. Es ähnelt etwas dem „Wohnzimmer“ im Prenzlauer Berg in Berlin, halb verputzte Wände, indirekte Beleuchtung, gute Musik, netter Service, Hirschgeweih an der Wand… einfach perfekt. Und: WLAN for free. Wichtig für Zigeuner wie mich 🙂
Es gibt sicher noch ein paar andere sehr angenehme Orte in Saarbrücken, zum Beispiel das Ubu Roi oder „Die perfekte Utopie“, allerdings haben diese beiden netten Cafés kein Wifi.
Negativbeispiele an Cafés gibt es in Saarbrücken auch, aber wer will das wissen? 🙂